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M Bewegungsförderung

Stand: 03/2023

Kinder brauchen täglich Gelegenheiten zum Rennen, Laufen, Klettern, Springen. Sie benötigen Möglichkeiten, sich zu verausgaben und ihren Bewegungsbedürfnissen nachzukommen.

Kinder brauchen aber auch Gelegenheiten zur Entspannung und Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen.

Diese Bedürfnisse äußern sich meistens im freien Spiel der Kinder und sind nicht festgelegt auf bestimmte Zeiten oder Räume.

Bewegungsanlässe fördern die motorischen Kompetenzen der Kinder.

Gegenwärtig ist die Kindheit jedoch durch einen Rückgang der körperlichen Aktivität sowie motorischen Leistungsfähigkeit und steigenden Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas gekennzeichnet. Diese Entwicklungen sind mitunter auf den Wandel der kindlichen Lebenswelt zurückzuführen. Die durch Industrialisierung und Urbanisierung zunehmende Einengung der Spiel- und Bewegungsräume unterdrückt den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder. Weniger Bewegungsanreize hindern die Kinder an der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt, wodurch Bewegung eingeschränkt wird, d. h. die körperliche Aktivität abnimmt.

Eine gezielte frühzeitige Förderung kann diese Negativentwicklungen reduzieren. Dazu müssen aktiv Bewegungsangebote und -anreize geschaffen werden.

Das kindliche Spiel sowie die Förderung von Bewegung und Wahrnehmung verlagert sich heutzutage zunehmend in Kindertageseinrichtungen. Kinder besuchen immer häufiger und für einen täglich immer längeren Zeitraum eine Kindertageseinrichtung.

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Deswegen ist es wichtig, in Kindertageseinrichtungen freie Bewegungsgelegenheiten zur Verfügung zu stellen, die die Kinder nach Belieben wahrnehmen können. Auch regelmäßige, zeitlich festgelegte Bewegungszeiten, die von der pädagogischen Fachkraft betreut und geplant werden, sollten in den Alltag integriert werden.

Hier können ganz bewusst Anregungen zur Erweiterung des Bewegungsrepertoires der Kinder gegeben werden – mit der Möglichkeit, die motorischen Kompetenzen zu stärken und die Entwicklung von Fähig- und Fertigkeiten zu unterstützen. Eine gute Beobachtung der motorischen und sensorischen Kompetenzen gibt der pädagogische Fachkraft die Voraussetzung zur Gestaltung eines Alltags, der Interessen und Bedürfnissen der Kinder aufgreift.

Angebote zur Bewegungsförderung können nicht nur in den Räumlichkeiten der Kindertageseinrichtung stattfinden, sondern auch außerhalb, z. B. auf dem Außengelände, in Form von Ausflügen in den Wald oder der Wassergewöhnung im Schwimmbad.

Hierbei befinden sich die pädagogischen Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen in einem Spannungsfeld: Zum einen sollen sie Kinder zu verantwortungsvoll handelnden Persönlichkeiten erziehen und damit auch Risikokompetenz fördern. Dafür müssen sie Kindern Verantwortung und Freiheiten zugestehen. Zum anderen haben Kindertageseinrichtungen aber auch im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht die Aufgabe, Kinder vor Unfällen und Gesundheitsgefährdungen zu schützen.

Die pädagogischen Fachkräfte werden immer wieder abzuwägen haben, welche Spielmöglichkeiten welchen Kindern anzubieten sind. Hierbei kann ein überschaubares kalkulierbares Unfallrestrisiko in Kauf genommen werden, um den Kindern Risiken des Lebens erlebbar, erlernbar und damit beherrschbar zu vermitteln.

Der Umgang mit Gefahren und das Erkennen von Risiken erfordert von den Kindern ein intensives tägliches, regelmäßiges Training in Form von kindgerechtem Spiel, vielseitigen Bewegungsangeboten und Gelegenheiten zum Gewinn umfassender Bewegungserfahrungen. Kinder lernen Risiken angemessen einzuschätzen, sich darauf einzustellen und mit ihnen umzugehen. Dazu gehört auch eine realistische Selbsteinschätzung. Was kann ich mir zutrauen, wo liegen meine Grenzen?

 

Die Förderung von Risikokompetenz ist daher ein zentrales Thema bzw. ein Schwerpunkt bei der Vermeidung von Unfällen.

Die unmittelbare Rückmeldung, die ein Kind bei der Bewältigung von Bewegungsaufgaben erhält, führt dabei zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und zu einem angemessenen Anspruchsniveau.

Bewegungserziehung in Kindertageseinrichtungen sollte daher dazu beitragen,

  • den Bewegungsbedürfnissen der Kinder entgegenzukommen,
  • die motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erweitern,
  • die Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder durch den Gebrauch möglichst aller Sinne zu stärken,
  • das gemeinsame Spiel der Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu unterstützen,
  • das Bedürfnis der Kinder nach zunehmender Selbstständigkeit zu respektieren,
  • die Bewegungsfreude der Kinder zu erhalten und ihrer Neugierde entgegen zu kommen,
  • den Kindern Gelegenheiten zu geben, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen und eine realistische Selbsteinschätzung zu entwickeln,
  • die Risikokompetenz zu fördern, sodass Kinder lernen, mit Gefahren umzugehen.
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